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PRAXISBERICHT: |
In
De Meern, in der niederländischen Provinz Utrecht, entsteht
ein neues Logistikzentrum der Firma Goes. Von dort aus versorgt
Goes die in den ganzen Niederlanden verteilten Häuser der
Supermarktkette Albert Heynen mit frischer Ware. Als das Zentrum
in der Planungs- und Konzeptionsphase war, musste das beste
System für die bestehenden Anforderungen gewählt werden. Schnell
stellte sich heraus, das ein Konzept einer Anlage mit direktverdampfenden
F-Gasen schnell an seine Grenzen stoßen wird.
Eine Anlage mit Ammoniak war wegen der hervorragenden thermodynamischen
Eigenschaften ebenfalls im Gespräch. Aufgrund der erhöhten
Sicherheitsanforderungen und insbesondere wegen der Gefahr
der Verunreinigung der offenen Produkte wurde auch dieses
Konzept verworfen. Es stellte sich schließlich heraus, das
eine indirekte Kühlung aufgrund der großen Gesamtleistung,
der zahlreichen Kühlstellen und der großen Entfernungen für
die bestehende Problematik eindeutig die beste Lösung darstellt.
Hier äußerte der verantwortliche Projektleiter bei Albert
Heynen den Wunsch, den auf Betaine basierenden Kälteträger
Thermera einzusetzen, da hier die beste Verträglichkeit mit
den zu verarbeitenden Produkten gewährleistet ist. |
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Abb
1 : Ein Helpman Luftkühler in einem der Konfektionierungsräume,
in dem individuelle Lieferungen für Supermärkte
zusammengestellt werden |
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Grundlegende
Anlagendaten |
Die
grundlegenden Anlagendaten, die der ausführende Betrieb
IVL BV aus Cothen unter der Federführung der Projektleiter
Henk Onink und Kees Oostrum mitgeteilt bekam, zeigen eindruckvoll
die anvisierten Kapazitäten des Logistikzentrums. Die
gesamte benötigte Kälteleistung beträgt 1250
kW, die in insgesamt 65 Verbraucher bzw. Luftkühlern
für Raumtemperaturen zwischen –1°C und +7°C
sorgen muss. Die Vorlauftemperatur wurde mit tv = -6°C,
die Rücklauftemperatur mit tr = -2°C gewählt.
Durch das relativ hohe Niveau dieser Temperaturen wurden zwei
für den Betreiber sehr wichtige Effekte erzielt: Die
Verdampfungstemperatur im Schwimmkopfverdampfer konnte dadurch
mit –10°C nahe der Arbeitstemperatur einer vergleichbaren
direktverdampfenden Anlage gewählt werden, um den Energieverbrauch
gering zu halten. Ferner konnte durch die geringe Temperaturspreizung
in den Luftkühlern die in einigen Räume geforderte
geringe Entfeuchtung eingehalten werden, die zum Teil nur
2,5 Liter/Tonne bei gelagertem Gemüse betragen darf.
Die Einsatzbereiche sind vielschichtig: Reiferäume mit
kontrollierter Atmosphäre, Lagerräume, Verarbeitungsräume
und Räume zur Kommissionierung bzw. Konfektionierung
einzelner Lieferungen müssen von einer Anlage aus mit
Kühlung versorgt werden. |
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Abb
2 : Die Bitzer CSH Schraubenverdichter mit Saugleitung,
im Hintergrund die WILO - Zirkulationspumpen am Pufferspeicher |
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Zielsetzung
Energetische Effizienz |
Für die eigentliche Kälteerzeugung sind insgesamt
vier Bitzer Schraubenverdichter der Baureihe CSH mit je 910
m³/h Ansaugvolumen verantwortlich. In den vier separaten
Kreisläufen kommt als Kältemittel R 134a zum Einsatz,
primär wegen der besseren Leistungszahlen gegenüber
R404A/507. Durch den Einsatz von je einem elektronischen Expansionsventils
von Siemens des Typs MVL konnte die minimale Verflüssigungstemperatur
auf +10°C heruntergeführt werden. Zusammen mit der
hohen Verdampfungstemperatur sowie den geringen Druckverlusten
in den Kältemittelleitungen ermöglicht dies einen
sehr geringen Energieverbrauch bedingt durch die sehr hohen
Leistungsziffern, vor allem in der Übergangszeit und
im Winter. Die beiden von DK aus Emsdetten gelieferten Schwimmkopfverdampfer
sind in die beiden Pufferspeicher integriert. Durch je zwei
WILO-Zirkulationspumpen wird in den Speichern durch die Verwirbelungen
und den dadurch entstehenden hohen Turbulenzgrad ein hoher
Wärmeübergang von Kälteträger zu Verdampfer
sichergestellt. Kunstvoll sind die Verteilerspinnen bzw. Saugspinnen
für das Kältemittel an den oberen Enden der Verdampfer
ausgeführt. Je ein Helpman –Verflüssiger,
der ebenfalls mit geringer Temperaturspreizung ausgelegt wurde,
rundet den Kreislauf zur Kälteerzeugung ab.
Durch die geringen Druckverluste auf der Kälteträgerseite
konnten die vier Grundfos Hauptpumpen mit nur je 4 kW Leistungsaufnahme
gewählt werden. Aus dem zentralen Maschinenraum führen
je 4 x DN 160 Hauptleitungen aus PE - Rohren in die verschiedenen
Betriebsteile zu den Verbrauchern, insgesamt 65 Helpman Thor-D
und Thor-B Luftkühler. Dadurch gibt es auch keine statischen
Probleme, da das Gewicht der Rohrleitungen bei DN 160 die
Tragfähigkeit der Dachkonstruktion vor keine nennenswerten
Probleme stellt. Über die verschiedenen Temperaturspreizungen
werden die Betriebsbedingungen der Luftkühler den jeweiligen
Anforderungen der Kühlgüter angepasst.
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Abb
3 : Die Siemens MVL Expansionsventile, die den geringen
Verflüssigungsdruck ermöglichen |
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Betriebssicherheit
im Lebensmittelbereich durch Einsatz von Thermera |
Zum
Einsatz als Kälteträger kommt Thermera –15°C.
Die derzeitige Füllmenge beträgt 15 Tonnen, wenn
die letzte Ausbaustufe erreicht ist werden es letztendlich
22 Tonnen sein. Der Kälteträger Thermera ist auf
ausdrücklichen Kundenwunsch verwendet worden, da Thermera
keine Chemikalie im eigentlichen Sinne ist. Es ist quasi eine
Art „Zuckerwasser“ oder „Rübensaft“,
da der Grundstoff Betaine aus Zuckerrüben gewonnen wird.
Die Produkte, die bei Goes gelagert werden sind zu einem großen
Teil offene, unverpackte Lebensmittel. Damit besteht keine
Gefahr einer unbeabsichtigten Verunreinigung mit Chemikalien
in dem weitverzweigten System. Dies ist für Goes, und
für die Supermarktkette Albert Heynen als Hauptkunden,
das ausschlaggebende Argument den natürlichen Kälteträger
einzusetzen. Auch wenn andere Kälteträger, wie z.B.
Propylenglykol eine Freigabe für den Lebensmittelbereich
haben, so kann doch eine Chemikalie unbeabsichtigt in Kontakt
mit den Produkten kommen. In Bezug auf die Kaltfließeigenschaften,
Viskosität, Druckverluste und Pumpenleistungen ist Thermera
anderen Kälteträgern ebenbürtig. Die Wärmeübertragungs-eigenschaften
sind sogar geringfügig besser. |
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Abb
4 : Ein kältetechnischer Leckerbissen, bevor
er hinter der Dämmung verschwindet: Die Verteilerspinne
am Verdampfer |
Weitere
Informationen zu Energieeffizienz erhalten Sie unter www.enersim.com,
zu den natürlichem Kälteträger Thermera unter
www.climalife.dehon.com.
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Abb
5 : Stark vereinfachte Darstellung der Kältemaschinen
und der Pufferspeicher, die das Prinzip der Anlage verdeutlichen |
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